Was gilt es zu beachten, wenn du dir ein Grundstück für dein Tiny House anschaffen möchtest – hier erfährst du es.
Tiny House Grundstück – Was gilt es zu beachten?
Du willst auf weniger Raum ballastfrei und komfortabel leben? Dann wäre es für dich sicherlich sinnvoll, ein Tiny House Grundstück ins Auge zu nehmen. Aber wie findet man überhaupt eins und muss ich das dann auch gleich kaufen? Deine Fragen beantworten wir dir hier:
Warum für ein Tiny House Grundstück entscheiden?
Gerade in der heutigen Zeit, in der Miet-und Grundstückspreise so hoch sind wie nie zuvor, ist es sicherlich eine Überlegung wert. Denn ein Tiny House Grundstück ist nun mal kleiner als das, was für den Bau eines herkömmlichen Hauses nötig ist. Downsizing macht Sinn, da Unterhalts- und Lebenskosten geringer ausfallen. Man wohnt also nicht nur kostengünstiger, sondern auch mit weniger Dingen. Das macht dich spontaner und auch mobiler. Außerdem kommt das Wohnen im Tiny House nicht nur dir selbst zu Gute, sondern auch der Umwelt und es beugt dem Wohnraummangel vor.
Wie finde ich ein Grundstück?
In Deutschland gibt es für Tiny Houses spezielle Siedlungen bzw. Grundstücke. Abgesehen von diesen, ist das Finden eines geeigneten Grundstücks eher schwierig. Das ist vor allem so, da Tiny Houses ein individuelles Geschäft sind und Grundstücke meist an diejenigen vergeben werden, die ein „einfaches“ Wohnhaus bauen wollen, da dies weniger bürokratischen Aufwand erfordert. Einfacher und günstiger lässt es sich auf dem Land bauen, da die Nachfrage von bebaubaren Flächen hier geringer ist als in Städten. Die Menschen wollen heute eher in der Stadt wohnen, der Trend zur Urbanisierung läuft weiter an. Man sollte also Augen und Ohren offenhalten, um vielleicht noch eine Baulücke gekonnt auszunutzen. Dann kann es manchmal sogar sein, einen sehr guten Bauplatz zum Sparpreis zu erwischen. Besonders gutgelegene Bauplätze, die eine sehr gute Einbindung in die Infrastruktur haben, sind schwer zu finden.
Gibt es Alternativen zum Grundstückskauf?
Im Allgemeinen ist es schwer zu sagen auf welchen Grundstücken, die nicht speziell für Tiny Houses geschaffen wurden, gebaut bzw. gewohnt werden darf. Was auf einem Freitzeitgrundstück erlaubt ist, ist nicht direkt festgelegt und wer einer Strafe aus dem Weg gehen möchte, sollte das Abstellen des Hauses auf diesem Grund unterlassen. Auch auf Parkplätzen ist das Wohnen nicht erlaubt. Lediglich eine Nacht darf man hier verbringen, das bloße Abstellen ist hier bis zu 2 Wochen erlaubt. Alternativ kann in einem Schrebergarten gefragt werden, welche Regeln hier gelten. Da diese Fläche nicht mehr unter das Baurecht fällt, muss die Gemeinschaft vor Ort entscheiden, ob das Tiny House hier abgestellt und bewohnt werden darf. Allerdings darf man auf keinem dieser Plätze Erstwohnsitz anmelden und es bietet auch keine dauerhafte Lösung.
Kaufen, Mieten oder Pachten?
Was ein Grundstückskauf für Vorteile bietet wurde bereits erläutert. Hinzu kommt, dass die Individualität und die eigenen Vorlieben hier am meisten ausgestaltet werden können. Die Preise für einen Quadratmeter Wohnraum steigen jedoch weiter kontinuierlich an. So lag der Quadratmeter 2021 im Durchschnitt bei 227,68m2. In Bayern liegt der Preis bei 344,39€ pro m2, in Nordrhein-Westfalen dagegen bei 148,11€ pro m2. Im Allgemeinen ist zudem zusagen, dass urbane Regionen natürlich teurer sind als ländliche. Neben dem Kauf, ist auch das Pachten von Grundstücken durchaus möglich. Beim Pachten eines Grundstücks bietet ein Landbesitzer sein Grundstück an, das er in naher Zukunft nicht selbst bebauen möchte. Da es aber eben kein Kauf ist, sondern nur eine vorrübergehende Lösung, die sich aber auch über Jahre erstrecken kann, darf nur ein mobiles Haus hier abgestellt bzw. aufgebaut werden. Es darf im Gegensatz zu einem gemieteten Grundstück aber auch die sonstigen Gegebenheiten vor Ort genutzt werden. Damit ist zum Beispiel ein Teich oder See gemeint, aus dem gefischt werden darf. Auch das Bepflanzen des Bodens ist erlaubt, so darf man sich beispielweise ein eigenes Beet anlegen, aber auch Bäume auf dem Grundstück pflanzen, die eben auch Obst bieten können, das dann auch zur Eigennutzung gebraucht werden darf. Auch dürfte dies verkauft werden und die Einnahmen würden demjenigen zugutekommen, der zu dem Zeitpunkt auf dem Grundstückt wohnt. Bei einem Mietvertrag sieht das Ganze schon wieder anders aus: Hier darf sich auf dem Grundstück lediglich aufgehalten werden, also in dem Fall zum Wohnen. Dieses Modell wird deshalb vor allem auf Campingplätzen angewandt.
Rechtliches zum Wohnen
Leben im Tiny House
Bei dem Wohnen in einem Tiny House kommt es sehr darauf an, in welcher Hinsicht man sein neues Zuhause definiert. Hat man beispielweise ein Tiny House on wheels so ist das Haus rechtlich gesehen kein Wohnhaus, sondern ein Fahrzeug oder eine Ladung. Demzufolge kann hier kein Erstwohnsitz angemeldet werden. Es sei denn, es steht auf einem Campingplatz, auf dem auch das Wohnen erlaubt ist. Hier ist es jedoch wichtig, dass das Haus den Vorstellungen des deutschen Baugesetzbuches und der jeweiligen Landesbauordnung unterliegt. Ob und wie gewohnt werden darf, ist hier je nach Bundesland geklärt. Das Bauen oder Abstellen eines Tiny Houses auf einem solchen Grundstück gilt also also als Bauvorhaben. Dementsprechend wird also ein Bauantrag fällig.
Wie sieht es im Urlaub aus?
Etwas einfach verhält es sich, wenn das Tiny House Grundstück als Ferienhaus oder zum Urlaub machen genutzt werden soll. Denn dann darf es legitimiert auf sogenannten Freizeitgrundtsück, wie einem Campingplatz, stehen. Hat man nun vor ein Mini- oder Modulhaus zu bauen, dann ist es ebenfalls möglich, Erstwohnsitz anzumelden. Dafür muss das Haus jedoch in eine Wohnsiedlung bauen. Auch wenn das Haus ohne Wasser- und Stromanschluss auskommt, muss das Grundstück, auf dem Gebaut wird, trotzdem erschließbar sein. D.h. eine z.B. gute Anbindung an das Straßennetz sind ein Muss. Nachdem ein Grundstück gefunden wurde, ist es wichtig, sich die örtlichen Gegebenheiten anzusehen, und sein Haus gegebenenfalls wenigstens äußerlich an die Ortschaft anzupassen. Einem Haus, das sich in das Ortsbild einreiht, wird wahrscheinlicher ein Baurecht in dem jeweiligen Gebiet gewährt
Arten von Grundstücken
Bei der Wahl des Tiny House Grundstücks sollte sich auf jeden Fall vorab entschieden werden, welchen Nutzen dieses haben sollte. Möchte ich dauerhaft hier wohnen oder brauche ich nur einen Abstellort? Wer dauerhaft wirklich wohnen sollte, der sollte dauerhaft ein Grundstück kaufen oder es mieten. Je nachdem, wo man baut, werden spezielle Vorgaben an das Grundstück angegeben. Auf sogenannten „Grundstücken in Sondergebieten, die der Erholung bieten“ wie zum Beispiel Campingplätze, aber auch Wochendplätze, darf ein mobiles Eigenheim abgestellt werden. Meistens werden hier aber eben bestimmte Maße vorgegeben, an die sich gehalten werden muss.
Siedlungen für Tiny Houses
Da der Trend des Wohnens im Tiny House in Deutschland in den letzen Jahren weiter zugenommen hat, werden auch immer mehr Siedlungen gebaut, die extra nur für Tiny Houses gedacht sind. Vielen Tiny House Besitzern steht der Sinn nach Gleichgesinnten, die sich bewusst für ein minimalistisches und ökologisches Wohnen entschieden, haben. Der Vorteil bei diesen Siedlungen ist, dass die oben genannten Probleme meist geringer werden, da sich zum Beispiel schon um den Bauantrag gekümmert wurde. Weitere Vorteile sind zum Beispiel das Leben in der Natur fernab vom Stadtlärm. Auch das verhältnismäßig günstige Leben, lässt einem zumindest die Geldsorge zum Teil vergessen. Auch den jeweiligen Gemeinden kommt das Bilden einer solchen Siedlung zur Gute, denn das Leben in einem Tiny Houses in mehreren Punkten nachhaltiger. Zum Beispiel werden weniger Ressourcen verbraucht und die Fläche wird effektiv genutzt. Einige Beispiele für diese Siedlungen werden im Folgenden vorgestellt:
Salzwedel in Sachsen-Anhalt
Hier soll ein ganzes Quartier speziell für Tiny Houses errichtet werden. Jeweils 400m2 groß sind die Tiny House Grundstücke. Die Minihäuser selber dürfen dann bis zu 6,5m hoch und 50qm groß sein. Diese Siedlungen sind also speziell für Tiny Houses gedacht, die feststehend sein sollen. Zurzeit fehlt jedoch noch das Baurecht.
Erfde in Schleswig-Holstein
Dieses Gebiet soll voraussichtlich ab 2023 bebaut werden können. Die Grundstücke für die Tiny Houses befinden sich am Rand des Baugebiets und sind sehr naturverbunden gelegen. Ein Quadratmeter soll hier 100 Euro kosten.
Jülich in Nordrhein-Westfalen
Hier wird wahrscheinlich dieses Jahr das Baurecht vorliegen. Geplant ist dann eine Siedlung eigens für Tiny Houses. Die Grundstücke selbst sollen aber nur vermietet werden. Auch die Jülicher Stadtentwicklungsgesellschaft plant, Tiny Houses Grundstücke selbst zu bebauen und die Minihäuser dann zu vermieten. Auch hier liegen die Grundstücke im Grünen.
Hüttstadl in Bayern
Die Schaffer dieses Tiny Houses Village sind diejenigen, die das erste deutsche Tiny House Village in Mehlmeisen gegründet haben. Hier stehen allerdings nur 5 Grundstücke zur Verfügung, die je 400m2 groß sind. Die Grundstücke dürfen allerdings nur mit dem Typus LOVT von Diekmann bebaut werden. Diese sind 25m2 groß und kosten zwischen 70.000€ und 100.000€. Die Pacht beläuft sich auf 250€ pro Monat.
Hornburg im Vorharz
Hier wird ebenfalls ein Tiny-House-Village errichtet, das aus 115 Einzelgrundstücken besteht. Auch eine Baugenehmigung liegt hier bereits vor: Die Häuser dürfen bis zu 40m2 groß und 5m hoch sein. Man könnte ebenfalls einstöckig hausen und 63m2 bewohnen. Abstellraum und überdachte Terrasse sind ebenfalls noch dabei. Die Grundstücke sind insgesamt zwischen 100 und 200 Quadratmetern groß. Die Tiny Houses Grundstücke dürfen hier mit einem individuellen Haus bebaut werden, lediglich an die Maße muss sich gehalten werden.
„Lilleby“ Village in Hamburg
Dieses Tiny House Dorf ist eine halbe Stunde von Hamburg selbst entfernt. Es wurde inmitten eines Naturparks erbaut. Hier können 12 bis 15 Tiny Houses stehen. Zudem wird einem Mieter auch ein WG-Zimmer vor Ort angeboten, um hier einen Erstwohnsitz anmelden zu können. Auch ist zusätzlich das Anmieten eines Gewerberaums möglich und auch dein E-Auto kannst du vor Ort laden.
Zusammenfassendes Resümee
Insgesamt lässt sich also sagen, dass das Bebauen eines Grundstücks mit vielen Voraussetzungen und Gesetzen einher geht. Alternativ ist es also auch möglich das Grundstück zu mieten oder zu pachten. Es muss eben darauf geachten werden, welchen Nutzen das Grundstück dienen soll und wie lange auf dem Grundstück gewohnt werden soll. Viele Umstände werden einem in einer Tiny Houses Siedlung angenommen. Von diesen gibt es in Deutschland immer mehr, wer sich vorstellen kann, in einem Dorf zu leben, sollte diese Möglichkeit durchaus in Betracht ziehen.